CERCLE PHILA DUDELANGE brfm 1032 150

Briefmarkensammlerverein Düdelingen / Association philatélique de Dudelange

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  • Geschrieben von : Olivier Nosbaum & Marc Schaack

Zwei 5 Centimes Brück-Marken unterschiedlicher Farben auf  Probedruck-Karte an Jean-Baptiste Moens

Durch die Bekanntmachung vom 24. Juni 1876[1], wurde die 5 Centimes-Marke ausgegeben.

Pierre Brück, Buchdrucker aus Luxemburg, wurde am 29. März 1876 beauftragt 5.000 Bögen der 5 Centimes-Marke zu liefern[2]. Diese Lieferung wurde im Magasin du Timbre am 7. August 1876 eingetragen[3]

Die erste den Autoren bekannte Verwendung der 5 Centimes-Marke datiert vom 4. Juli 1876, auf einer Probedruck-Karte adressiert an den berühmten Briefmarkenhändler Jean-Baptiste Moens aus Brüssel. Die Marken wurden also fast einen Monat vor der Eintragung im Magasin du Timbre verwendet.

Abb 1
 Abb. 1: „Moens-Karte“ Vorderseite

 

Frankierung:

Laut Punkt 4 der Ausnahmebestimmungen[4] zur Anwendung des Postvertrages zwischen Belgien und Luxemburg von 19. Juni 1875[5], ist die Karte mit 10 Centimes portogerecht frankiert. Verwendet wurden eine 5 Centimes-Marke in der gängigen Farbe zitronengelb und eine 5 Centimes-Marke in der gestempelt äußerst seltenen Farbe goldgelb (ocker).

Dies beweist, dass beide Farben von der ersten Auflage der 5 Centimes-Marke sind, und zeitgleich verwendet wurden. Weiter beweist die Karte, dass die Farbunterschiede dieser Marke sehr früh, also schon vor der Eintragung im Magasin du Timbre aufgefallen sind.

Verwendete Probedruck-Karte:

Laut Moens[6] handelt es sich um eine Probedruck-Karte mit rotviolettem Ornament ohne Wertaufdruck vom 25. Mai 1874 für die Auswahl der Farbe des Kartons zur Herstellung der ersten 6 Centimes-Karte[7]. Weitere von Moens aufgelistete Karton-Farben sind: weis, orange, weisgrau und graurosa. Den Autoren ist dieser Probedruck auch noch auf blauem Karton bekannt.

Exakt die hier vorgestellte Karte, adressiert an Jean-Baptiste Moens am 4. Juli 1876 wurde schon von Costerus im Jahre 1928 erwähnt[8].

Die Rückseite der Karte liefert uns wichtige Informationen bezüglich des Austauchs eines Luxemburger Korrespondenten an Jean-Baptiste Moens:

 

Abb 2

Abb. 2: „Moens-Karte“ Rückseite

 

Zum Adressat:

Jean-Baptiste Moens, in Zusammenarbeit mit Louis Hanciau, war der Herausgeber der Zeitung „Le timbre-poste“ von 1863 bis 1899. Diese Zeitung publizierte monatlich die weltweiten Neuheiten der Philatelie und benötigte dementsprechend seine Korrespondenten.

Zum Absender:

Die Unterschrift des Absenders konnten wir noch nicht entschlüsseln, doch vermutlich handelt es sich um Henri Eltz, Post-Perzeptor in Luxemburg[9]. Er wurde ab dem 1. November 1877 Perzeptor der Post in Diekirch[10]. Von Schock wurde Eltz auch erwähnt, als einer der Pioniere der Luxemburger Philatelie.

Zur Mitteilung auf der Rückseite:

(übersetzt aus dem Französischen)

„In einigen Tagen erhaltet Ihr die 5 Centimes-Marke in zwei Farbnuanzen, und wenn möglich, auch die 12,5 Centimes-Marke, die wir noch nicht erhalten haben, ebenso wie die neuen 6 Centimes-Karten, die im Typ der 10 und 12,5 Centimes-Karten sind, aber auf dem alten rosafarbenem Karton, im rosa Druck. Wieviel braucht Ihr? Wieviele der 5 Centimes officiel und der 2 Centimes officiel gezähnt, lokaler Druck, wollt Ihr? Diese letzten sind im Gebrauch seit einigen Tagen.

Ihr erhaltet morgen unter Streifband die Probedrucke der 6 Centimes-Karte.

4 Juli 76“

Diese Informationen wurden in der nächsten Ausgabe der Zeitung „Le Timbre-Poste“ folgendermassen mitgeteilt[11]:

Abb 3

Abb. 3: Auszug aus „Le Timbre-Poste“ vom 1. August 1876

Aus der philatelistischen Perspektive ist die Karte sehr interessant und gibt folgenden Aufschluss:

  • Moens hatte Zugriff zu den Officiel-Marken, obwohl diese nicht zu dieser Zeit über den Schalter an das Publikum verkauft wurden. Nur mit Genehmigung des Post-Direktors wurden die Officiel-Marken an interessierte Sammler verkauft. Im Verkaufsregister der Officiel-Marken an interessierte Sammler tauchen nur 5 Namen zwischen September 1875 und November 1876 auf, unter anderem den bereits oben erwähnten Henri Eltz.
  • Die 5 Centimes-Marke wurde zeitgleich mit der Ausgabe mit „officiel“ überdruckt, und dies auch in den beiden Farben zitronengelb und goldgelb. Die goldgelbe Farbe ist auf den Marken seltener als auf den mit „officiel“ überdruckten Marken.
  • Aus Sicht der Autoren ist dies die präziseste Quelle zu den Ausgabedaten der 2 Centimes und der 5 Centimes-Officiel-Marken. Moens hat in seiner Zeitung nur den Monat erwähnt, doch durch die Karte ist nun bekannt, dass es sich um die ersten Juli Tage 1876 handelt.
  • Moens erhielt auch schon zeitgleich die Probedrucke der 6 Centimes-Karte, was wiederum bestätigt, dass der Absender ein hoher angestellter Postbeamte war, der frühzeitig Zugriff zu den Probedrucken hatte. Oder hatte er einen guten Draht zum Drucker Pierre Brück? Moens erwähnte diese Probedrucke erstmals 1879 in seiner Monographie[12].

Die Autoren sind jedem dankbar, der weitere Korrespondenz aus Luxemburg an Moens aufweisen kann, und weiteren Aufschluss zu Henri Eltz als Post-Perzeptor in Luxemburg geben kann.

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg

Olivier Nosbaum

135, rue de Bettembourg

 L-5811 Fentange

Tel. : 621 49 40 65

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Marc Schaack

6, rue Thomas Byrne

L-3761 Tétange

Tel. : 26 17 53 87

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[1] Memorial I, 42, 28. Juni 1876.

[2] Anlux, H-1136.

[3] Reis, J.-P., Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 219.

[4] Instruction spéciale concernant l’exécution de la Convention de poste avec la Belgique, Instruction postale 55, juillet 1875.

[5] Memorial I, 20, 1875. 

[6] Jean-Baptiste Moens, Timbres du Grand-Duché de Luxembourg depuis leur origine jusqu’à nos jours, Bruxelles 1879, 70-71.

[7] Prifix n°2, 6 c. lilarot auf grauem Karton.

[8] Edam Costerus, Die Ganzsache, Berliner Ganzsachen-Sammlerverein, Juli 1928.

[9] Entnommen von einer Postkarte, datiert vom 15. Dezember 1875, adressiert an « Heinrich Eltz – Post Perzeptor in Luxemburg » und abgeschlagen mit dem Einkreis Ankunftstempel “Luxembourg” auf der Rückseite (Sammlung Ulrich Doose).

[10] Reis, J.-P., Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 192.

[11] Jean-Baptiste Moens, Le timbre-poste 164, 1er août 1876, 60.

[12] Jean-Baptiste Moens, Timbres du Grand-Duché de Luxembourg depuis leur origine jusqu’à nos jours, Bruxelles 1879, 79.

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