CERCLE PHILA DUDELANGE brfm 1032 150

Briefmarkensammlerverein Düdelingen / Association philatélique de Dudelange

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  • Geschrieben von : Olivier Nosbaum und Marc Schaack

Rückdatierte Einkreisstempel von Ötringen und Rümelingen

auf den Wappenmarken

Einleitung

Der luxemburgische Briefmarkenhändler Frédéric Heim kaufte vertraglich am 8. November 1906 das Briefmarkenlager der seit dem 31. Dezember 1905 ungültigen Marken der Luxemburger Postverwaltung ab[1]. Sein schriftliches Gebot von 155.000 Franken war das höchste. Abb. 1 listet die verkauften Marken auf. Zu erwähnen ist, dass in der Tabelle die 1 Franken Brück-Marken (29.404 Stück) nicht gelistet sind, aber in gleichem Artikel erwähnt werden.

 

Abb.1

Abb. 1: Auflistung der verkauften Marken, aufgeteilt nach den Ausgaben[2]

 

Der Briefmarkenmarkt wurde somit überschwemmt mit den oben erwähnten ungestempelten Marken. Manche gestempelte Marken blieben seltener, und die Nachfrage der Sammler an gestempelten 40 Centimes und 1 Franken Marken der Brück-Ausgabe ließ nicht nach.

Noch im Jahr 1916 musste Herr Heim einen beachtlichen Vorrat an Marken gehabt haben. Er beantragte bei der Postverwaltung die Möglichkeit, die 1906 erworbenen Marken mit rückdatierten Abschlägen zu versehen, da wie erwähnt, die gestempelten Marken nun gefragter waren.

Wie aus dem UTL Bericht der Monatsversammlung vom 13. Februar 1916[3] hervorgeht, erhielt er dafür die offizielle Erlaubnis, was unter den Philatelisten für Empörung sorgte. In dem gleichen Bericht wurden folgende Postanstalten aufgelistet, mit denen Herr Heim einen Teil seines Lagers abstempeln durfte: Esch-sur-Alzette, Echternach und Rodange.

Schon im Michel Europakatalog aus dem Jahr 1918 wurde vor diesen Falschstempeln gewarnt.

Heute wissen wir, dass in dieser Zeit noch weitere Ortschaften mit rückdatiertem Stempel versehen wurden. Es sind die Einkreisstempel „Ötringen“ und „Rümelingen“.

Nun gilt es zu beweisen, dass die Stempel rückdatiert und eben nicht zeitgerecht auf Wappenmarken abgestempelt wurden.

Ötringen

Am 1. Juli 1873 erhielt Ötringen eine Paketpostagentur[4], abhängig von Luxemburg-Bahnhof. Ab dem 10. Januar 1881 wurde die Paketpostagentur abhängig von Grevenmacher[5]. Echte Ötringen-Abstempelungen mit einem Einkreisstempel aus der Verwendungszeit der Wappenmarken sind sehr selten. Bis dato liegt uns nur eine einzige Abstempelung vor, diese ist in blauer Farbe (Abb. 2).

Abb.2

Abb. 2:  12,5 Centimes-Marke der dritten Lieferung der Druckerei Pierre Brück[6], mit der einzig bekannten zeitgerechten Abstempelung.

Neben der Paketpostagentur gab es in Ötringen seit 1866[7] noch ein Relais, in dem später der große Zweikreisstempel „POSTES RELAIS 6“ und danach der Zweikreisstempel „OETRANGE“ verwendet wurden.

Die Bekanntmachung vom 30. Januar 1893 lautet folgendermaßen: „Das Postrelais in Oetringen ist aufgehoben und dem Bestellbezirke des Postamtes Luxemburg-Bahnhof zugetheilt worden“[8].

Ob hiermit auch die Paketpostagentur aufgehoben wurde, ist uns nicht bekannt. Bis heute sind zu wenig echte zeitgerechte Abstempelungen der Allegorie-und Adolph-Ausgabe mit dem Einkreis bekannt, um dies nachzuvollziehen.

Jahrzehnte später wurde am 1. Mai 1918 ein neues Postrelais in Ötringen eingeführt[9].

Observierte Verwendungsperiode des Einkreisstempels „Ötringen“: 24. Juni 1875 – 26. Mai 1920[10].

Laut dieser observierten Verwendungsperiode müsste es noch mindestens einen weiteren Abschlag auf einer Wappenmarke geben.

Rümelingen

Am 1. Juli 1873 erhielt Rümelingen eine Paketpostagentur[11] und wurde am 12. August 1874 zur Perzeption erhoben[12].

In Rümelingen wurde zuerst der Einkreisstempel „Rumelange“ verwendet, und danach der Einkreisstempel „Rümelingen“.

Aus der Zeit der Paketpostagentur ist bis heute kein Abschlag bekannt. Die Stempelfarbe der Abschläge in der Perzeption war schwarz.

Observierte Verwendungsperiode des Einkreisstempels „Rumelange“:

10. Oktober 1874 – 21. Juni 1888[13].

Observierte Verwendungsperiode des Einkreisstempels „Rümelingen“:

31. Dezember 1889 – 25. Juni 1901[14].

Keine einzige Wappenmarke ist uns bekannt mit einem echten nachweisbaren Abschlag „Rümelingen“. Zur Zeit des Gebrauchs der Wappenmarken war der Einkreisstempel „Rumelange“ im Einsatz.

Rückdatiere Abschläge auf den Wappenmarken

An folgenden Merkmalen haben sich die rückdatierten Abschläge verraten:

  • Die Lieferung der 40 Centimes Marke von Brück wurde am 11. Oktober 1879 im Magasin du Timbre mit einer Menge von 106.400 Marken eingetragen[15]. Der Rümelingen-Stempel wurde auf dieser Marke auf einige Monate vor der Lieferung rückdatiert (Abb. 3).

 

Abb.3

Abb.3: 40 Centimes Marke von Brück mit rückdatiertem Rümelingen-Stempel vom 12. Juni 1879[16].


  • Die Lieferung der 1 Franken Marke von Brück wurde am 16. August 1879 im Magasin du Timbre mit einer Menge von 104.200 Marken eingetragen[17]. Der Ötringen-Stempel wurde auch auf dieser Marke auf einige Monate vor der Lieferung rückdatiert (Abb. 4).

Abb.4

 Abb.4: 1 Franken Marke von Brück mit rückdatiertem Ötringen-Stempel vom 16. März 1879[18].

  • Gegen Ende 1892 bestellte die Luxemburger Postverwaltung nochmals Wappenmarken bei der Enschedé Druckerei in Haarlem (NL). Diese wurden in 50er Bögen auf gelblichem Papier gedruckt in der Zähnung 12,5 und am 24. Mai 1893 nach Luxemburg ausgeliefert[19]. Betroffen waren die Werte zu 5 Centimes, 10 Centimes, 12,5 Centimes und 25 Centimes.

Diese Marken wurden nie verausgabt, da sie durch die Zähnung und das Papier nicht identisch mit den Originalen waren und dadurch leicht als Neudruck zu enttarnen wären. Sie wurden mit dem Lager im November 1906 an Frédéric Heim verkauft.

 

Der Rümlingen-Stempel wurde auf einem 25 Centimes Neudruck rückdatiert vor der Bestellung und Lieferung (Abb. 5).

Abb.5

Abb.5: 25 Centimes Neudruck auf gelbem Papier mit rückdatiertem Rümelingen-Stempel vom 18. Januar 1885[20].

  • Einige Marken wurden auf einem Papierstück vor der Abstempelung aufgeklebt. Das Papier wurde willkürlich ausgesucht, ohne grosse Rücksicht auf die rückseitige Beschriftung zu nehmen. Die Marke in Abb. 6 wurde rückdatiert „Rümelingen“ auf den 20. November 1880, also zeitgerecht auf einer 1 Franken Marke von Brück. Jedoch befindet sich die Marke auf einem Papierstück der schweizer Firma «STUAG», die erst im Jahr 1912 gegründet wurde[21].

 

Abb.6 rectoAbb.6 verso

Abb.6: 1 Franken Marke von Brück auf Briefstück mit rückdatiertem Rümelingen-Stempel vom 20. November 1880[22].

 

  • Ötringen war eine Paketpostagentur, in der bis in die 1890er Jahre nur in blau abgestempelt wurde. Die rückdatierten Stempelabschläge sind allesamt in schwarz.

Folgend die beobachteten rückdatierten Daten der beiden Einkreisstempel. Zu erwähnen ist, dass bei fast jeder Rückdatierung ein neues Datum eingestellt wurde. Diese Liste ist  nicht als vollständig zu betrachten, denn fast jede Neuentdeckung führt zu einem weiter erfassten rückdatierten Datum.

 

Ötringen

4 Centimes

Brück

40 Centimes

Brück

1 Franken

Brück

16. März 1879

x

x

09. Juli 1879

x

26. November 1879

x

16. Juni 1880

x

24. März 1881

x

20. April 1881

x

08. November 1881

x

15. Juli 1884

x

20. Juni 1885

x



 
 

Rümelingen

4 Centimes

Brück

40 Centimes

Brück

1 Franken

Brück

30 Centimes

Haarlem

25 Centimes

Haarlem (gelbes Papier) 

12. Juni 1879

x

15. Oktober 1879

x

20. November 1880

x

23. Mai 1881

x

06. Dezember 1883

x

14. Mai 1884

x

18. Januar 1885

x

15. August 1887

x

14. Januar 1892

x

 

Für das Mitteilen einer Wappenmarke mit blauem Ötringen-Einkreisstempel sind wir dankbar.

 

Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg.

 

 Olivier Nosbaum 

 

 Marc Schaack 

 135, rue de Bettembourg

 

 6, rue Thomas Byrne

 L-5811 Fentange

 

 L-3761 Tétange

 Tel. : 621 49 40 65

 

 Tel. : 26 17 53 87

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 schaackmarc@yahoo.com

 

_________________________________________

[1] ANLUX, FIN-01568.

[2] Moniteur du Collectionneur, UTL November 1906, 102.

[3] Archives UTL.

[4] Poos, N, Die Post des Grossherzogtums (Luxemburg 1951), 172.

[5] Entscheidung 133 des Direktors der Finanzen, 7. Januar 1881, Postinstruktion 109, April 1881.

[6] Sammlung Olivier Nosbaum.

[7] Poos, N., Die Post des Grossherzogtums (Luxemburg 1951), 172.

[8] Memorial A, N°6, 1893.

[9] Poos, N., Die Post des Grossherzogtums (Luxemburg 1951), 172.

[10] F.S.P.L. Commission d’Etudes, Handbuch zur Philatelie in Luxemburg, Lieferung 8.3.1 Tagesstempel, Stand April 2021.

[11] Poos, N., Die Post des Grossherzogtums (Luxemburg 1951), 169.

[12] Arrêté royal grand-ducal du 12 août 1874, Memorial A, N°24, 1874.

[13] F.S.P.L. Commission d’Etudes, Handbuch zur Philatelie in Luxemburg, Lieferung 8.3.1 Tagesstempel, Stand April 2021.

[14] Ebenda.

[15] Reis, J.-P., Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 220.

[16] Banque du Timbre 164, Los 537, 9. Januar 1999.

[17] Reis, J.-P., Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 220.

[18] Sammlung Olivier Nosbaum.

[19] ANLUX, FIN-01568.

[20] Sammlung Olivier Nosbaum.

[21] https://hls-dhs-dss.ch/fr/articles/041989/2011-07-26/ (Stand 4. April 2021).

[22] Sammlung Olivier Nosbaum.

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