Die 30 Centimes Marke der Haarlemausgabe auf Postauftragsumschlägen
Durch das Gesetz vom 4. Mai 18771 wurden die Postaufträge (mandats d’encaissement) ab dem 1. Oktober 1877 eingeführt. Das Porto wurde auf 30 Centimes fixiert, und durch den Ministerialbeschluss vom 17. Juni 18802 der Wert des Einzuges von Quittungen, Rechnungen und Wechsel auf 500 Franken angehoben.
Von Oktober 1877 bis Dezember 1883 wurden Postauftragsumschläge mit Werteindruck verwendet, auf die wir nicht näher eingehen werden. Anschließend waren die Postauftragsumschläge markenlos und mussten frankiert werden. In den Monaten Dezember 1883 und Januar 1884 wurde zu diesem Zweck die 30 Centimes Marke der Haarlem Ausgabe verwendet. Bis dato sind uns nur 9 solche Postauftragsumschläge bekannt. Fast alle Exemplare stammen aus der Korrespondenz der Tabakmanufaktur Heintz van Landewyck, versendet am 24. Dezember 1883 und 21. Januar 1884. Vermutlich wurden die monatlichen Rechnungen an diesen Tagen versendet. Überlebt haben diese Umschläge, weil sie nicht zugestellt wurden. Daraufhin behielt die Postverwaltung sie nicht ein und sendete sie an den Absender zurück.
Abb. 1: Postauftragsumschlag frankiert mit der 30 Centimes Marke der Haarlemausgabe mit Mischfrankatur der Allegorie Ausgabe versendet von der Tabakmanufaktur Heintz van Landewyck am 24. Dezember 1883 nach Sierck (F). Einzig bekannte Auslandsdestination (Einschreibegebühr: 20 Centimes + Porto: 25 Centimes).
Datum |
Ort und Reco Nummer |
Absender |
Empfänger |
Provenienz |
24.12.83 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 313
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Heintz van Landewyck (21.12) |
Serrig, Sierck (F) |
Sammlung Armand Meili3; Sammlung Olivier Nosbaum
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24.12.83 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 270
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Heintz van Landewyck (21.12) |
Jos Sitten, Kayl |
Sammlung Allan Wichelman4 |
24.12.83 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 296
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Heintz van Landewyck (21.12) |
Klemann, Remerschen |
Sammlung Olivier Nosbaum |
21.1.84 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 934
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Heintz van Landewyck (19.1) |
Decker Paulus, Esch |
Sammlung Olivier Nosbaum |
21.1.84 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 284
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Heintz van Landewyck (19.1) |
Diehl, Rumelange
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Feldman S.A., 24-27.10.1984, Los 51123
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21.1.84 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 11
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Heintz van Landewyck (19.1) |
Jaminet Alzin, Niederkorn |
Sammlung Olivier Nosbaum |
21.1.84 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 874
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Heintz van Landewyck (19.1)
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Weides-Reuter, Christnach
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Sammlung Carlo Hamer; Sammlung Marc Schaack
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26.12.85 |
Diekirch
Recommandé No: 529
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Tschiderer & Bech
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Melusina5
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17.10.87
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Echternach
Recommandé No: 71
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unbekannt
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unbekannt
Ermsdorf
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Sammlung Lars Böttger
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28.6.89 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 226
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Werling Lambert
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Weyland, Goebelsmühle
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Sammlung Marc Schaack6
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27.7.89 |
Luxembourg-Ville IV
Recommandé No: 738
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L. Schroeder
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Leiten, Rumelange
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Sammlung Dieter Basien; Sammlung Olivier Nosbaum
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Tab 1: Liste der uns bekannten Postauftragsumschläge mit einer 30 Centimes Haarlem Marke.
Ab Januar 1884 und den folgenden Jahren wurden die Postauftragsumschläge mit der 30 Centimes Marke der Allegorie Ausgabe frankiert. Ein Ausreißer ist ein Umschlag aus der Tschiderer Korrespondenz, der am 26. Dezember 1885 von Diekirch aus versendet wurde, und ein Umschlag aus Echternach.
Durch den Großherzoglichen Beschluss vom 5. Januar 18877 wurde der Wert des Einzuges von Quittungen, Rechnungen und Wechsel auf 1000 Franken angehoben und diese Leistung der Post erhielt nun die Bezeichnung „Valeurs à recouvrir“. Daraufhin wurden auch die Formulare geändert.
Auch bei diesen Formularen wurden anfangs wieder die 30 Centimes Marken der älteren Haarlem Ausgabe aufgebraucht.
Bis dato sind nur 2 solche Formulare bekannt, diesmal aus anderen Korrespondenzen.
Aus den Jahren 1888 und 1889 kennen wir noch 13 Briefstücke mit der 30 Centimes Marke der Haarlem Ausgabe, die von solchen Formularen stammen. Sie decken die Periode vom 19. November 1888 – 14. September 1889 ab.
Abb. 2: Postauftragsumschlag vom 28. Juni 1889 frankiert mit der 30 Centimes Marke der Haarlemausgabe versendet nach Goebelsmühle.
Schlussfolgerung:
Eine anfängliche Vermutung, dass von Seiten der Post her mit der 30 Centimes Haarlem Marke die jeweils neuen Formulare vorfrankiert wurden, lässt sich weder belegen noch widerlegen. Lassen wir einmal den Ausreißer aus Diekirch beiseite, so haben wir im Moment folgende Beobachtung: Verwendung der vorgedruckten Umschläge bis Ende 1883. Kurze Frankierungsperiode mit 30 Centimes Haarlem bis Januar 1884. Frankierung mit 30 Centimes Allegorie bis zur Einführung der neuen Formulare. Danach wieder eine Phase der Verwendung der Haarlemer 30 Centimes Marke die erneut von der 30 Centimes Allegorie Marke abgelöst wurde. Problematisch ist, dass die sieben frühen Formulare aus derselben Korrespondenz stammen, womit die Rechnungen wohl monatlich versendet wurden. Aus den abweichenden Nummern der Rekommandation lässt sich eine hohe Zahl von um die 1000 Rechnungen im Monat schlieβen. Von dieser Firma stammen sehr viele, wenn nicht die meisten Umschläge mit Werteindruck, sodass wir hier möglicherweise die Verwendung einer Firma untersucht haben. Von den 13 Briefstücke stammen 11 aus derselben ehemaligen Sammlung, also wahrscheinlich auch aus derselben Korrespondenz und sind somit auch statistisch nicht aussagekräftig.
Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg.
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1 Memorial I, N°54, 1877.
2 Memorial I, N°37, 1880.
3 Gert Müller 86, 20-21.November 2015, Los 37B.
4 Christophe Gaertner 38, Los 35414, 16.-20. Oktober 2017; Christophe Gaertner 39, Los 32058, 19.-23. April 2018; Christophe Gaertner 40, Los 27288, 11.-15. Juni 2018; Christophe Gaertner 41, Los 1538, 16.-17. August 2018; Christophe Gaertner 42, Los 24364, 15.-19. Oktober 2018; Christophe Gaertner 43, Los 35676, 18.-22. Februar 2019.
5 Soluphil 123, 26. September 2014, Los 1057.
6 Provenienz: Soluphil 93, 25. Januar 2002, Los 998; 106, 8. Juni 2007, Los, 838. Köhler 367, 25.-29. September 2018, Los 596.
7 Memorial I, N°6, 1887.