CERCLE PHILA DUDELANGE brfm 1032 150

Briefmarkensammlerverein Düdelingen / Association philatélique de Dudelange

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Die spezialisierten Postreiter Karls des Kühnen, Herzog von Burgund und Luxemburg

Ady Christoffel
Dudelange
 

Claude de Neufchâtel, Seigneur du Fay et de Grancey (1449 oder 1450-1505)


Seigneur de Soleuvre, Mont Saint Jean et Berbourg

Die spezialisierten Reiter des Herzogs Charles le Téméraire, 12 an der Zahl, in Ausnahmefällen bis zu 50. Es war noch keine Post im späteren Sinn mit wechselnden Pferden und Reitern sondern es gab einen Reiter, ein Pferd und eine Botschaft und eventuell die Antwort darauf. Es galt, die Botschaften in ganz Burgund zwischen den Ortschaften Gand, Brüssel, Malines, Luxemburg und Dijon weiterzuleiten. Nicht zu vergessen, dass Charles le Téméraire öfters in Feldzügen unterwegs war, es wurden auch Botschaften aus den Lagern verschickt, so finden wir den Herzog z. B: an folgenden Orten: (resultierend aus 137 Dokumenten)
Januar 1474 Dijon
Februar 1474 Dole
März 1474 Vésoul
Juni 1474 Luxemburg
August 1474 Lager von Neuss, der Feldzug zieht sich bis in den Juli 1475 hin
Dezember 1474 Luxemburg
     
März 1475 Rambervillers
März 1475 Berburg
April 1475 Brügge
April 1475 Metz
Mai 1475 Metz
Mai 1475 Luxemburg
Juli 1475 Arlon
Juli 1475 Maastricht
Juli 1475 Mecheln
Juli 1475 Calais
Juli 1475 im Lager des Königs von England bei Doullens
August 1475 Dijon
September 1475 Soleuvre (L)
Oktober 1475 Épinal
     
Februar 1476 Besançon
Februar 1476 Grandson (Schweiz)
März 1776 Lausanne
Juli 1776 Salins
November 1776 Lager vor Nancy
Nach seinem Tod (5. Januar 1477) folgen noch 48 Briefe von seiner Tochter, Marie de Bourgogne, meist aus der Gegend von Gent, Brüssel, Mecheln.
Seine Verbindungen mit Luxemburg (Heirat mit Jutta von Bolchen)

Obschon Claude de Neufchâtel aus der Freigrafschaft (Franche Comté) stammte und die Titel Seigneur du Fay et de Grancey führte, hatte er doch Verbindungen zu Luxemburg: Am 20. Juli 1466 ehelichtete er im Alter von 15 Jahren Jutta von Bolchen (Bonne de Boulay) die älteste Tochter des Johann II. von Bolchen, Vogt von Luxemburg und der Margarete von Elter (Autel), Besitzer der Herrschaften von Zolver, Sankt Johnnisberg und Berburg, hinzu kamen noch die Hälfte der Herrschaft Differdingen, ¼ von Fels und ein Anteil von La Roche, daneben war er Erbmundschenk von Luxemburg. Die Herren vom Johannisberg hatten auf die Karte der Burgunder gesetzt.

In einer Urkunde vom 31. Dezember wird er als Herr von Düdelingen, Berburg und Zolver zitiert.

Seine Wohnsitze

Am 6. April 1469 hielt Claude du Fay seinen Einzug auf Sankt Johnnisberg, am 7. April in Zolver und Differdingen und am 12. April in Berburg und Fels. In der Stadt Luxemburg ließ er an der Stelle der früheren Münze (Monnaie) im Viertel des Refugiums der Abtei Sankt Maximin aus Trier ein Hotel errichten, das auch noch Hôtel du Fay genannt wird, in dem heute das Staatministerium seinen Sitz hat.
Claude und seine Gattin Jutta von Bolchen bewohnten nie die Burg Johannisberg, die für 9.000 Gulden an deren jüngere Schwester Elisabeth von Bolchen verpfändet war; Claude hatte jedoch jederzeit die Möglichkeit, das Pfand wieder einzulösen.

Seine Laufbahn

  • Während der Campagne von Lüttich wurde er 1468 zum Ritter geschlagen.
  • Anfang 1471 bekämpfte er die Truppen des französischen Königs Louis XI. an der Südgrenze Burgunds.
  • Im September 1473 war er im Heer, das Herzog Charles le Téméraire in Luxemburg zusammenzog.
  • Am 27. Februar 1475 er hielt er den Titel „Lieutenant général au duché de Luxembourg et comté de Chiny“ und fungierte als Gouverneur.
  • Am 30. Juli 1475 erhielt er die Herrschaften Conflans und Buzy als Belohnung, und das Versprechen der Grafschaft Vaudémont.
  • Am 13. September 1475 wurde in seinem Schloss Zolver der Waffenstillstand zwischen Burgund und Frankreich unterzeichnet (la trève de Soleuvre).
  • Nach den Niederlagen des Herzogs bei den Eidgenossen in Grandson (2. März 1476) und Murten (22. Juli 1476) beugte er Unruhen in Lothringen vor und half dabei, das Heer neuaufzurüsten.
  • Nach Karls Tod vor Nancy, sammelte er die Hinterbliebenen, bekämpfte die Rebellion des Adels, wehrte die lothringische Invasion ab und hütete in der Festung Luxemburg den fabelhaften Kriegsschatz (etwa 263.000 Pfund), aus dem er der Herzogin Marie, Karls Tochter, über 50.000 Pfund für den Unterhalt des Staates beisteuerte.
  • Am 25. Mai 1747 ernannte Herzogin Marie ihn zum Gouverneur von Luxemburg und gab ihm die Vollmacht, mit dem Herzog von Lothringen einen Waffenstillstand auszuhandeln.
  • Am 3. Juli zog er nach Köln, um Maximilian, Erzherzog von Österreich (später deutsch-römischer König und Kaiser) zu empfangen und nach Gand zur Hochzeit mit Marie de Bourgogne zu begleiten. Er führte eine stattliche Geldsumme mit sich für dessen Eskorte.
  • Mit seinem Cousin Charles de Neufchâtel hatte er im März und April 1477 in Luzern und Zürich mit dem Schweizer Bund eine Waffenruhe ausgehandelt.
  • Wegen seiner vielen Auslandsreisen wurde er am 20. März 1478 als Gouverneur durch Evrard III. de La Marck ersetzt, am 4. November 1480 aber wieder in dieses Amt eingeführt.
  • In der Festung Luxemburg hatte er die Bastion Marie in Richtung Limperstberg erbauen lassen.
  • Am 18. Mai 1483 führte er die Koalition der Stadt Metz und der Herzogtümer Bar, Lothringen und Luxemburg gegen Rodemacher an.
  • Vom 19. September 1483 bis Ende 1498 war er Marschall von Burgund, und kaufte die Herrschaften Montmédy, Saint Marc, Breux und Virton frei.
  • Danach erfolgte seine Ernennung zum Gouverneur der burgundischen Länder, er befehligte die Armee zur Befreiung der Franche Comté (November 1492 bis Januar 1493).
  • Erzherzog Philipp der Schöne, der Vater Karls V., ernannte ihn 1494 zu einem seiner Minister und Ratsherren.
  • Am 12. August 1496 ließen Maximilian I. und sein Sohn Erzherzog Philipp der Schöne eine Anerkenntnis der Summen anfertigen, die sie Claude schuldeten, 24.000 Livres insgesamt.
  • Nach 1498 handelt er eine Heirat aus für Philippe den Schönen mit der Tochter des Herzogs von Lothringen. Im Sommer 1503 begleitet er Philipp den Schönen auf seiner Reise durch die Franche Comté.
Claude de Neufchâtel starb am 24. Februar 1505.

Der Ritter vom Goldenen Vlies (Toison d’Or)

Seit 1481 zum Ritter vom Goldenen Vlies vorgeschlagen, wird er am 26. Mai 1491 in der Kathedrale Saint Rombaut in Malines aufgenommen. Am 28. August vertritt er den Orden beim Begräbnis des Kaisers Friedrich in Wien (Unkosten 2.000 Livres).

Sein Grabmal

Bestattet wurde Claude de Neufchâtel in der Kirche der Klarissen vom Heiligen Geist in Luxemburg „auf der rechten Seite des Altars in einem steinernen Grabmal, erhöht mit einer Statue und dem Wappen vom Goldenen Vlies“.

Beim Ausbau der Festung ließ Vauban das Grab 1690 zerstören.

Die Fragmente wurden 2001 bei den Grabungen des Klarissenklosters auf dem Heilig Geist Plateau, nördlich des Triumphbogens vor dem Chor gefunden; sie werden voraussichtlich in der archäologischen Ausstellung im Nationalmuseum zu sehen sein.

 
tombe
 
Foto C. Bis-Worch (MNHA)
Inschrift auf dem Grabstein

...T:GENEROS(US) : DNS (= dominus) : CLAUDI(US) : DE : NOVO : CASTR(O)...
 

Der Briefwechsel des Claude de Neufchâtel mit Karl dem Kühnen

Der Briefwechsel begreift die Zeit von 1474 bis zum 15. Mai 1497 und ist im „Recueil du Fay“ zusammengefasst. Es handelt sich um 137 Dokumente von Karl dem Kühnen und 46 von Maria von Burgund.

Die Handschriften

Der Briefwechsel besteht nur in Abschriften, da die Originale Anfang des 19. Jahrhunderts in Vuillafans (Jura) von einem betrügerischen Verwalter mit dem Archiv verbrannt wurden. Es bestehen 3 Handschriften:
  • In Luxemburg, Staatsarchiv Luxemburg, sie gilt als älteste und vollständigste (58 Blatt) und kommt aus den Beständen des Provinzialrats, sie wurde um 1557 verfasst.
  • In Brüssel, Bibliothèque Royale de Belgique (35 Blatt), sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1595 und 1605 datieren.
  • In Paris, Bibliothèque Nationale de France, collection de Bourgogne vor 1743, eine sorgfältige und vollständige Abschrift jener aus Luxemburg.

Die Korrespondenz

Die meisten stammen von Charles le Téméraire und sind an Claude de Neufchâtel, Sire du Fay, gerichtet. Der Herzog gibt vorwiegend militärische Anordnungen und wünscht Auskünfte über die Geschehnisse.

Gewöhnlich beginnen die Schreiben mit „De par le duc de Bourgoingne“, manchmal sogar mit der Aufzählung sämtlicher Titel „De par le duc de Bougoingne, de Brabant, de Lembourg, de Luxembourg et de Gheldres, conte de Flandres, d’Artois, de Bourgoingne, de Haynnau, de Hollande, de Zeelande, de Namur etc.

Wenn Charles le Téméraire sich mit „Tres chier et feal (fidèle) cousin“ an Claude wendet, zeugt das von dem großen Vertrauen, das er diesem entgegenbringt. Später wird seine Tochter, Marie de Bourgogne, dieselbe Anrede gebrauchen.
 

Bibliographie
 
- Kohn, Jean-Charles. Monographie de la Seigneurie de Dudelange et du Mt Saint Jean. Luxembourg, 1894
- Flies. Joseph. Der Johannisberg, 1991.
- Debry, Jacques. Extrait des Chevaliers de la Toison d’Or au 15e siècle sous la direction de Raphaël de Smedt. Sans date.
- Ehm-Schnocks, Petra von Seggern, Harm. Recueil du Fay. Ostfildern, 2003.
- Musée Info. April / Mai / Juni 2011

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