Die spezialisierten Postreiter Karls des Kühnen, Herzog von Burgund und Luxemburg
Ady Christoffel
Dudelange
Claude de Neufchâtel, Seigneur du Fay et de Grancey (1449 oder 1450-1505)Seigneur de Soleuvre, Mont Saint Jean et Berbourg
Die spezialisierten Reiter des Herzogs Charles le Téméraire, 12 an der Zahl, in Ausnahmefällen bis zu 50. Es war noch keine Post im späteren Sinn mit wechselnden Pferden und Reitern sondern es gab einen Reiter, ein Pferd und eine Botschaft und eventuell die Antwort darauf. Es galt, die Botschaften in ganz Burgund zwischen den Ortschaften Gand, Brüssel, Malines, Luxemburg und Dijon weiterzuleiten. Nicht zu vergessen, dass Charles le Téméraire öfters in Feldzügen unterwegs war, es wurden auch Botschaften aus den Lagern verschickt, so finden wir den Herzog z. B: an folgenden Orten: (resultierend aus 137 Dokumenten)
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Seine Verbindungen mit Luxemburg (Heirat mit Jutta von Bolchen)
Obschon Claude de Neufchâtel aus der Freigrafschaft (Franche Comté) stammte und die Titel Seigneur du Fay et de Grancey führte, hatte er doch Verbindungen zu Luxemburg: Am 20. Juli 1466 ehelichtete er im Alter von 15 Jahren Jutta von Bolchen (Bonne de Boulay) die älteste Tochter des Johann II. von Bolchen, Vogt von Luxemburg und der Margarete von Elter (Autel), Besitzer der Herrschaften von Zolver, Sankt Johnnisberg und Berburg, hinzu kamen noch die Hälfte der Herrschaft Differdingen, ¼ von Fels und ein Anteil von La Roche, daneben war er Erbmundschenk von Luxemburg. Die Herren vom Johannisberg hatten auf die Karte der Burgunder gesetzt.
In einer Urkunde vom 31. Dezember wird er als Herr von Düdelingen, Berburg und Zolver zitiert.
Seine Wohnsitze
Am 6. April 1469 hielt Claude du Fay seinen Einzug auf Sankt Johnnisberg, am 7. April in Zolver und Differdingen und am 12. April in Berburg und Fels. In der Stadt Luxemburg ließ er an der Stelle der früheren Münze (Monnaie) im Viertel des Refugiums der Abtei Sankt Maximin aus Trier ein Hotel errichten, das auch noch Hôtel du Fay genannt wird, in dem heute das Staatministerium seinen Sitz hat.
Claude und seine Gattin Jutta von Bolchen bewohnten nie die Burg Johannisberg, die für 9.000 Gulden an deren jüngere Schwester Elisabeth von Bolchen verpfändet war; Claude hatte jedoch jederzeit die Möglichkeit, das Pfand wieder einzulösen.
Seine Laufbahn
Claude de Neufchâtel starb am 24. Februar 1505.
Der Ritter vom Goldenen Vlies (Toison d’Or)
Seit 1481 zum Ritter vom Goldenen Vlies vorgeschlagen, wird er am 26. Mai 1491 in der Kathedrale Saint Rombaut in Malines aufgenommen. Am 28. August vertritt er den Orden beim Begräbnis des Kaisers Friedrich in Wien (Unkosten 2.000 Livres).
Sein Grabmal
Bestattet wurde Claude de Neufchâtel in der Kirche der Klarissen vom Heiligen Geist in Luxemburg „auf der rechten Seite des Altars in einem steinernen Grabmal, erhöht mit einer Statue und dem Wappen vom Goldenen Vlies“.
Beim Ausbau der Festung ließ Vauban das Grab 1690 zerstören.
Die Fragmente wurden 2001 bei den Grabungen des Klarissenklosters auf dem Heilig Geist Plateau, nördlich des Triumphbogens vor dem Chor gefunden; sie werden voraussichtlich in der archäologischen Ausstellung im Nationalmuseum zu sehen sein.
![]() Foto C. Bis-Worch (MNHA)
Inschrift auf dem Grabstein
...T:GENEROS(US) : DNS (= dominus) : CLAUDI(US) : DE : NOVO : CASTR(O)...
Der Briefwechsel des Claude de Neufchâtel mit Karl dem Kühnen
Der Briefwechsel begreift die Zeit von 1474 bis zum 15. Mai 1497 und ist im „Recueil du Fay“ zusammengefasst. Es handelt sich um 137 Dokumente von Karl dem Kühnen und 46 von Maria von Burgund.
Die Handschriften
Der Briefwechsel besteht nur in Abschriften, da die Originale Anfang des 19. Jahrhunderts in Vuillafans (Jura) von einem betrügerischen Verwalter mit dem Archiv verbrannt wurden. Es bestehen 3 Handschriften:
Die Korrespondenz
Die meisten stammen von Charles le Téméraire und sind an Claude de Neufchâtel, Sire du Fay, gerichtet. Der Herzog gibt vorwiegend militärische Anordnungen und wünscht Auskünfte über die Geschehnisse.
Gewöhnlich beginnen die Schreiben mit „De par le duc de Bourgoingne“, manchmal sogar mit der Aufzählung sämtlicher Titel „De par le duc de Bougoingne, de Brabant, de Lembourg, de Luxembourg et de Gheldres, conte de Flandres, d’Artois, de Bourgoingne, de Haynnau, de Hollande, de Zeelande, de Namur etc. “
Wenn Charles le Téméraire sich mit „Tres chier et feal (fidèle) cousin“ an Claude wendet, zeugt das von dem großen Vertrauen, das er diesem entgegenbringt. Später wird seine Tochter, Marie de Bourgogne, dieselbe Anrede gebrauchen.
Bibliographie
- Kohn, Jean-Charles. Monographie de la Seigneurie de Dudelange et du Mt Saint Jean. Luxembourg, 1894
- Flies. Joseph. Der Johannisberg, 1991.
- Debry, Jacques. Extrait des Chevaliers de la Toison d’Or au 15e siècle sous la direction de Raphaël de Smedt. Sans date.
- Ehm-Schnocks, Petra von Seggern, Harm. Recueil du Fay. Ostfildern, 2003.
- Musée Info. April / Mai / Juni 2011
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