Doppelter Überdruck der 1 Franken Naumann
In seinem Artikel von 1960 über den kopfstehenden Überdruck[1] UN FRANC von Naumann geht J. P. Klein noch auf eine weitere UN FRANC-Marke dieser Ausgabe ein, die eine Besonderheit aufweist. Es handelt sich um eine solche mit doppeltem Überdruck, die sich damals in der Sammlung Koetz befand. Von diesem Stück, bei dem es sich um ein Unikat handelt, wurde bis heute kein zweites entdeckt. Im Vergleich zu der Variante mit dem kopfstehenden Überdruck, von dem drei Exemplare bekannt sind, handelt es sich bei dem hier zur Diskussion stehenden um ein Unikat. Nicht nur, dass es sich durch diese Tatsache um eines der bedeutendsten Stücke der Luxemburger Wappenmarken handelt, sondern dient zusätzlich als Hilfe zum Belegen der Frage, in wieviel Arbeitsschritten die 37,5-Centimes mit dem Überdruck UN FRANC versehen wurde. Zur Klärung dieser Frage wurde die Marke im Artikel von Klein erwähnt und abgebildet[2]. Diesen Artikel haben wir aus zwei Gründen geschrieben:
Zur Herstellung der ersten 1 Franken-Marke wurde kein neues Klischee angefertigt, sondern es wurden die Restbestände der 37,5 Centimes Naumann verwendet um diese mit „UN FRANC.“ zu überdrucken.[3] Dies geschah in einer Auflage von 75.800 Exemplaren; die überdruckten 1 Franken Marken wurden am 25. Januar 1873 im Magasin du Timbre eingetragen.[4] Der Studienzirkel der F.S.P.L. beschäftigte sich schon 1960 mit dem Herstellungsprozess dieses Überdruckes.[5] Hierbei stellte sich folgende Frage: Wurde eine Überdruckplatte zu 50 Satz oder eine Platte zu 100 Satz verwendet? Klein schrieb dazu: „Die am nächsten liegende Vermutung deren Haltbarkeit uns vom Fachmann bestätigt wurde, besteht in der Annahme einer Platte von 50 Satz Aufdruck. Nach dem ersten Arbeitsgang war die Hälfte des Bogens überdruckt. Die Vollendung der Arbeit benötigte dann eine Neueinstellung der Druckplatte so, dass der noch freie Teil des Markenbogens ebenfalls berührt wurde. … Das ist nun unsere Theorie von einer Druckplatte mit 50 Satz UN FRANC. Weiß jemand eine bessere? Allerdings, eine 100 prozentige Sicherheit wäre nur dann erreicht, wenn wir ein senkrechtes Paar aus der 5. und der 6. Blattreihe vorlegen könnten. Leider…”.[6]
Abb. 1: Viererblock von Bogenfeld 44 & 45 (5. Reihe) und 54 & 55 (6. Reihe)[7]
Heute liegt uns nicht nur ein, wie bei Klein gesuchtes senkrechtes Paar, sondern sogar ein Viererblock (Abb. 1) aus der 5. und 6. Reihe vor, der ein Versetzen der Überdruckplatte zwischen der 5. und der 6. Reihe bestätigt. Der Überdruck erfolgte dementsprechend mindestens in 2 Arbeitsgängen. An dieser Einheit ist klar erkennbar, dass der Überdruck in unterschiedlicher Höhe in der 5. und der 6. Reihe angebracht wurde. Ein Vergleich mit plattierbaren Marken auf dem „Burenstam-Brief“ ermöglicht die Plattierung des Viererblocks,[8] und liefert die Bestätigung, dass der Überdruck des Feldes 44 und 94 identisch ist. Somit ist nun bewiesen, dass eine Überdruckplatte von 50 Satz verwendet wurde.
Abb. 2: einzig bekannte 1 Franken-Marke mit doppeltem Überdruck
Bei dem Bogen, in dem sich die Marke mit doppeltem Überdruck (Abb. 2) befand, wurde die obere Bogenhälfte stark nach unten versetzt überdruckt. Bei der unteren Hälfte des Bogens wurde die Überdruckplatte neu angesetzt und ein nach unten versetzter Überdruck konnte somit bei der unteren Hälfte vermieden werden. Somit entstand nur in der 6. Reihe ein doppelter Überdruck. In der oberen Hälfte dieses Bogens wären nur zwei halbe Überdrucke im oberen und unteren Rand sichtbar. Solch ein Exemplar ist bis heute nicht bekannt. Ob die obere Hälfte des Bogens vernichtet wurde entzieht sich unserer Kenntnis. Eine Plattierung der Marke mit doppeltem Überdruck ist uns noch nicht gelungen, zumindest können wir die Felder 51 bis 55 ausschließen.[9] Entwertet wurde sie in Bad Mondorf mit dem Einkreisstempel, doch leider ist das Datum der Abstempelung nicht sichtbar. Die registrierte Verwendungsperiode des Stempels ist vom 7. Juli 1879 bis zum 31. Dezember 1886.[10] ProvenienzDie Marke befand sich wie bereits weiter oben erwähnt in der Sammlung von Joseph Koetz und wurde erstmals 1960 erwähnt und abgebildet[11]. Weitergegeben wurde die Marke an seinen Sohn Johny Koetz. Vermutlich nach dessen Tod in den 1990er wurde ein Teil seiner Sammlung, in der sich diese Marke befand, an das Auktionshaus Soluphil S.A. verkauft. In der 373. Heinrich Köhler Auktion im Juni 2020 tauchte in einem Sammellos die intakte Albumseite der Koetzsammlung mitsamt dieser Marke auf.[12] Für das Mitteilen von weiteren bekannten 1 Franken-Marken mit doppeltem Überdruck und Einheiten aus den 5. und 6. Reihen wären die Autoren Ihnen dankbar. Commission pour la Philatélie traditionnelle, les Entiers postaux et l’Histoire postale du Luxembourg. Olivier Nosbaum 135, rue de Bettembourg L-5811 Fentange Tel. : 621 49 40 65
Marc Schaack 6, rue Thomas Byrne L-3761 Tétange Tel. : 26 17 53 87
------------------------------------------------- [1] Über diese Besonderheit haben wir ausführlich berichtet. Siehe: O. Nosbaum/ M. Schaack, Forschungen zu den Luxemburger Wappenmarken (1859-1882) (Saarbrücken 2019), 91–95. [2] Dies ist bis heute auch die einzige Erwähnung und Abbildung dieser Marke in einem Artikel und wohl ein Grund, wieso sie wenig bekannt ist und in Katalogen nicht erwähnt wird. [3] J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 220. [4] Ebenda. [5] J.-P. Klein, Kopfstehender Aufdruck Un Franc auf Luxemburg N° 24, MDC 8., 1960, 176–180. [6] Ebenda. [7] Sammlung Olivier Nosbaum. [8] Heinrich Köhler 362, Wiesbaden, Los 441, 15.-19. März 2016. [9] Feld 51 ist vom linken Bogenrand, wobei der linke vertikale Durchstich durchgehend ist, was bei der Marke in Abb. 2 nicht zutrifft. Die Felder 52-55 wurden mit dem erwähnten Burenstam-Brief verglichen, und sind auch nicht zutreffend. [10] Handbuch zur Philatelie, F.S.P.L., Tagesstempel, Lieferung 8.3.1., in Überarbeitung, Stand August 2020. [11] J.-P. Klein, Kopfstehender Aufdruck Un Franc auf Luxemburg N° 24, Moniteur du Collectionneur 8, F.S.P.L., 1960, 176-180. [12] Heinrich Köhler 373, Wiesbaden, ex Los 4218, 25. Juni 2020. |